top of page
Lutz Neumann-Lysloff

Ein Zehndukatenstück des Herzogs Albrecht von Wallenstein


Großgoldmünzen wurden vom 16. bis zum 18. Jahrhundert von Landesherren sowie Städten und Republiken geprägt. Sie dienten kaum dem Geldverkehr, sondern waren „Donative“, das heißt, Geschenke, die der Fürst an seine Untertanen für besondere Leistungen vergab. Ein einfacher Dukat oder ein Goldgulden war schon für die ganz große Mehrheit der Bevölkerung ein Fremdobjekt. Es repräsentierte einen riesigen Wert. Ein Zehndukatenstück war unvorstellbarer Reichtum.

Diese Prägungen dienten der Standesehre des jeweiligen Fürsten. Das Privileg, Münzen prägen zu lassen, war nicht jedem gegönnt. Die Herstellungstechnik schien bei der 10-Dukatengröße ihre Grenze gefunden zu haben. Zwar gab es sogar Prägungen zu 50 und 100 Dukaten, aber das waren Ausnahmen. Die letzte Goldmünze dieses Ausmaßes war ein 100-Dukatenstück von Venedig, geprägt unter Lodovico Manin (1789-1797).

Dr. Hans Schultz schreibt in seiner Monographie „Wallenstein und die Zeit des dreißigjährigen Krieges“ im Jahre 1898, dass Albrecht von Wallenstein (sein ursprünglicher Name war Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein oder tschechisch Albrecht Václav Eusebius z Valdštejna) nach der Schlacht bei Lützen im Winter 1632/1633 Quartier in Prag bezog und Missetäter bestrafte und Belobte belohnte. „Die Belobten wurden befördert, erhielten Geldgeschenke, wertvolle goldene Ehrenketten, nicht mit des Kaisers, sondern mit Wallensteins Bildnis, auch Adelsdiplome“.

Interessant ist die Bemerkung, dass nicht des Kaisers, sondern Wallensteins Bildnis an den Ehrenketten hing. Es konnten nur Mehrfachdukaten oder die Medaille von Hans Rieger gewesen sein. Deshalb findet man so oft Großgoldmünzen mit Henkelspur, denn viele wurden öffentlich getragen, um die Gunst des Gebers zur Schau zu stellen.

Solch ein 10-Dukatenstück von Wallenstein, geprägt im Jahre 1630 in der Münzstätte zu Jicin, befand sich in einer früheren SINCONA Frühlings-Auktion (Auktion 28 vom 18. Mai 2016, Lot 58). Es zeigt das Bildnis des berühmtesten Feldherren des Dreißigjährigen Krieges, Albrecht von Wallenstein, mit den Titeln Herzog von Mecklenburg, Friedland und Sagan, Fürst zu Wenden.

Auf der Rückseite befindet sich eine weitere Titulatur „Graf zu Schwerin, Herr zu Rostock und Stargard“ und sein Wappen. Im Jahr 1630 wurde das Herzogtum Mecklenburg vom Kaiser an Wallenstein übergeben und war wohl seine bedeutendste territoriale Errungenschaft.

Großgoldmünzen in derartig perfekter Erhaltung, ohne die üblichen Henkel- oder Fassungsspuren, sind sehr rar. Münzen von Wallenstein sind generell sehr selten, denn nach seiner Ermordung am 25. Februar 1634 wurden die meisten Stücke eingeschmolzen. Auch sein Andenken sollte verhindert werden – damnatio memoriae.

aus MünzenRevue Ausgabe 05/2016


bottom of page