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Helmut Caspar

Rückblick: Goldklau im Berliner Münzkabinett: Dreiste Diebe stiegen über Nacht mit der Leiter ein


In der Nacht zum 27. März 2017 gab es im Berliner Münzkabinett einen dreisten Einbruch. Unbekannte stahlen eine „Big Maple Leaf“ genannte kanadische Riesenmünze aus Feingold mit dem Kopf von Queen Elizabeth auf der Vorderseite und drei Ahornblättern auf der Rückseite. Das Ausstellungsstück ist eine Leihgabe und war mit anderen Preziosen im hinteren Teil der ständigen Ausstellung des Münzkabinetts im Bode-Museum, von Panzerglas geschützt, ausgestellt. Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Polizei und Leitung der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz sind entsetzt und stehen vor einem Rätsel. Möglicherweise wurde der Diebstahl durch Bauar­beiten am Bode-Museum be­güns­tigt, in dem das Münzkabinett untergebracht ist. Im Raum steht die Frage, wie sicher die Sicherungssysteme im Bode-Museum sind und ob es dort Helfer der Goldräuber gegeben hat.

Die Polizei vermutet, dass die Diebe gegen 3.30 Uhr mit einer Leiter von angrenzenden S-Bahngleisen aus durch ein Fenster in das Gebäude eingedrungen sind und die Alarmanlagen umgehen konnten. Nach der Zerschlagung einer Vitrine aus Panzerglas machten sie sich unbemerkt wieder aus dem Staub. Bei ihrer Flucht ließen sie die Leiter auf den S-Bahngleisen liegen. Gefunden wurde auch eine Schubkarre, mit der der Goldgigant transportiert wurde. Spuren deuten darauf hin, dass die 100 Kilogramm schwere Kanadamünze den Tätern aus den Händen gefallen sein muss. Dabei wird es zu Beschädigungen gekommen sein.

Die Münze ist mit einem Durchmesser von 53 Zentimetern ungefähr so groß wie ein Autorad oder Gullydeckel und konnte nicht ohne weiteres, etwa in einem Rucksack, abtransportiert werden. Die Dicke der Goldscheibe beträgt drei Zentimeter. Ein zum Fall befragter Goldschmied sagte im Fernsehen, dass es den Dieben nicht gelingen wird, ihre Beute zu zersägen, weil das Metall die Sägeblätter sofort zusetzt und unbrauchbar macht. Das Stück im Münzhandel anzubieten, verbietet sich von selbst. Kriminalisten und Museumsleute gehen davon aus, dass die Täter das Goldstück zerstören und einschmelzen werden, um aus dem hochfeinen Edelmetall kleine Barren zu fertigen. Diese lassen sich im internationalen Goldhandel leicht zu barem Geld machen oder werden auf andere Weise vermarktet.

Die Diebe hatten es nur auf das Kanada-Gold abgesehen, die anderen numismatischen Kostbarkeiten in der Dauerausstellung des Münzkabinetts fass­ten sie nicht an Von der „Big Maple Leaf“ gibt es nur fünf Exemplare, eines blieb in der Royal Canadian Mint, ein zweites befindet sich im Besitz von Queen Elizabeth, die anderen Stücke haben vermögende Geldanleger gekauft. Das Kanadagold ist keine wirkliche Münze und wurde auch nicht geprägt, sondern aus einer Goldplatte anhand eines Modells sorgsam gefräst und poliert. 2007 wurde die Ausgabe in das Guinness-Buch der Rekorde als größte Goldmünze der Welt aufgenommen. Als ein solches Exponat 2010 in der Ausstellung „Goldgiganten“ des Berliner Münzkabinetts aufgestellt wurde, muss­ten vier Männer zupacken. Zwar ist die Leihgabe aus Privatbesitz versichert, aber der Imageschaden für die Staatlichen Museen ist immens.

Jetzt stellt sich die Frage, wie sicher Berliner Museen und Ausstellungsstücke sind, wenn es Unbekannten gelingt, nächtlicherweise an allen Sicherheitssystemen und Kameras vorbei in das Innere einer solchen Sammlung einzudringen und sich dort ungestört zu „bedienen“. Dieses Problem wird nun die Staatlichen Museen und weitere Sammlungen in Berlin und darüber hinaus beschäftigen und hoffentlich zur Erhöhung der Sicherheit unsere Kulturgüter führen. Dass das sehr viel Geld kostet, ist klar, aber die Investitionen sind notwendig. Der Fall zeigt, dass die Berliner Museen in der rauen Wirklichkeit angekommen sind.

Die gestohlene Kanada-Münze ist nicht die größte dieser Art. Nach über achtzehnmonatiger Arbeit hat die australische Perth Mint die bis dato größte und schwerste Goldmünze der Welt vorgestellt. Die gigantische Goldmünze mit einem Känguru darauf kommt auf ein Gewicht von einer Tonne Feingold und hat einen Durchmesser von rund 80 Zentimeter. Die Stärke von über 12 Zentimetern schlägt alle Rekorde. Selbst der gewaltige Nennwert von einer Million australischen Dollar ver­blasst mit Blick auf den reinen Materialwert, welcher zum Ausgabezeitpunkt bereits rund 40 Millionen Euro betrug. Die nächstgrößte Goldmünze „Big Maple Leaf“ ist zehnmal leichter. Den prestigeträchtigen Titel der größten Goldmünze der Welt konnten die Kanadier damit lediglich nur fünf Jahre für sich beanspruchen. Entsprechend spannend bleibt die Frage ob beziehungsweise wann der australische Gigant einen weiteren, noch größeren Nachfolger findet.

Der Nominalwert der hundert Kilogramm schweren Goldmünze aus Kanada mit der Jahreszahl 2007 beträgt eine Million Dollar. Tatsächlich wird der Wert des Goldes, auf das es die Täter abgesehen hatten, auf 3,6 bis vier Millionen Dollar beziffert. (Fotos: Caspar)

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