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Helmut Kahnt

Medaillen auf die Belagerungen von Stralsund und Wismar vor über 300 Jahren


Der Große Nordische Krieg verbindet sich für viele mit der Niederlage des Schweden-Königs Karl XII. (1697–1718) bei Poltawa (Ukraine) gegen Zar Peter I. (1682–1721). Es gab aber auch in Norddeutschland nicht unerhebliche Kampfhandlungen. Während im Osten Rußland der Gegner Karls XII. war, bedrängten im Norden die Dänen, Preußen und Sachsen die Schweden.

Nachdem der schwedische König Karl XII. aus Bender (damals Osmanisches Reich, heute Transnistrien) nach Stralsund zurückgekehrt war, eröffnete er wieder die Kampfhandlungen. Er vertrieb die Preußen aus Anklam, Wolgast und Usedom. Der preußische König Friedrich Wilhelm sammelte seine Truppen vor Stettin, zu denen noch 4000 sächsische Soldaten stießen. Am 8. Juli 1715 setzten rund 20 000 Preußen mit den Sachsen über die Peene und kamen am 12. Juli vor Stralsund an. Am 21. August wurden die Peenemünder Schanzen gestürmt und am 15. November griffen die Truppen unter Leopold von Dessau („Alter Dessauer“) mit Hilfe der dänischen Flotte Rügen an und eroberten die Insel am 16. November. Stralsund kapitulierte dann am 23. Dezember.

Die Stadt Wismar liegt mit einer Seite am Meer, und auf der Seeseite ist ihr die Insel Poel vorgelagert. Den westlichen Zugang zwischen Poel und dem Festland sperrte eine kleine Insel, der Walfisch, auf der ein Außenwerk der Festung angelegt war. Nach dem Land zu erschwerte die Annäherung sumpfiges Gelände, das nur durch fünf Tore auf Dämmen zugänglich waren. Nach Nordosten zum Dorf Nedentin führte das Poeler Tor, der Weg nach Osten nach Hornstorf und Libau führte durch das Wismar-Tor, im Süden lag das Mecklenburger, im Nordwesten das Lübecker Tor. Vor dem Mecklenburger Tore erhebt sich der sogenannte Galgenberg, auf dem die Schweden eine Batterie errichtet hatten. In Wismar befanden sich 3000 bis 5000 Mann mit Verpflegung für drei bis vier Monate. Ein Versuch der Schweden, noch eine Herde Vieh in die Festung zu treiben, konnte vereitelt werden. Die Festung war nicht gut gerüstet; noch Mitte Juni waren acht Feldgeschütze zur Verstärkung der Festung Stralsund aus Wismar fortgeschafft worden.

Die Belagerung verlief ereignislos, aber aufgrund der strengen Witterung beschwerlich. Am 13. November mußte Generalmajor Schoultz, der Stadtkommandant von Wismar, auch die bisher noch besetzte Insel Poel räumen lassen. Noch einmal gelang es den Schweden am 29. Dezember, ein Regiment Infanterie (Skaraborg), das ursprünglich für Stralsund bestimmt war, auf dem Seeweg in die Festung zu bringen und Verpflegung zu landen. Trotzdem wurde die Versorgungslage kritisch. Den Oberbefehl über das Einschließungskorps (10 000 Dänen, 4000 Preußen und 4000 Hannoveraner) hatte nach dem Fall von Stralsund Ende Dezember 1715 der dänische General Franz Joachim von Dewitz übernommen. Als am 10. April 1716 die Wismarer Bucht durch eine von Ufer zu Ufer reichende Palisadenreihe mit dazwischen verankerten Flößen gesperrt und auch die Verbindung zu der kleinen Festung Walfisch unterbrochen wurde, war das Schicksal Wismars besiegelt. Am 19. April kapitulierte die Wismarer Garnison. Den 89 Offizieren und 1000 ethnischen Schweden der Besatzung wurde freier Abzug nach Schweden bewilligt, der Rest der Besatzung wurde gefangen. Mit Wismar fiel die letzte schwedische Stellung auf deutschem Boden.

1717 bis 1718 wurde die Festungsanlage inklusive der auf der vorgelagerten Walfischinsel geschleift. Im Friedensvertrag von 1720 erhielt Schweden seine territorialen Besitzungen in Pommern nördlich der Peene sowie Wismar unter der Bedingung zurück, daß es nicht wieder befestigt werde.

Mit der Belagerung Wismars war auch die Ausgabe von gegengestempelten Münzen und Kupferplatten-Geld verbunden, worauf hier aber nicht weiter eingegangen werden soll. Es ist in „Die Münzen der Hansestadt Wismar 1359 bis 1854“ von Michael Kunzel eingehend beschrieben worden. Zum Plattengeld gibt es auch einen Artikel im Heft 3/2006 des Numismatischen Nachrichtenblatts.

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