top of page
Helmut Kahnt

Kleine römische Kaisergeschichte: Gallienus (253-268)


Herkunft und Familie

Publius Licinius Egnatius Gallienus wurde um 218 geboren. Sein Vater war Publius Licinius Valerianus, der aus einer angesehenen senatorischen Familie stammte und von 253 bis 260 als Valerianus I. römischer Kaiser war (siehe Teil 31). Seine Mutter war Egnatia Mariniana, die ebenfalls aus einer sehr vornehmen Senatorenfamilie, den Egnatii, stammte. Sie war die Tochter des Egnatius Victor Marinianus. Offensichtlich war sie beim Regierungsantritt ihres Mannes als Kaiser offensichtlich bereits verstorben, denn es gibt keine Münzen, die sie als Augusta bezeichnen. Auf einem datierten Münztyp aus Viminacium (heute Kostolac, Rumänien) von 254 wird sie bereits als Diva(e) bezeichnet. Valerianus I. hat sie im Jahr 254 unter die Götter erheben lassen (Divinisierung). Das wurde durch die Ausgabe entsprechender Münzen verdeutlicht. Die Rückseiten der Antoniniane und Bronzen zeigen einen für die Konsekration einer Kaiserin typischen radschlagenden oder die Kaiserin in den Himmel tragenden Pfau mit der Umschrift CONSECRATIO.

Antoninian 254–258 unter Valerianus I. und Gallienus in Viminacium geprägt. Verschleierte und drapierte Büste auf Mondsichel rechts, Umschrift: DIVAE MARINIANAE.

Rs.: Die verschleierte Diva Mariniana wird

von einem Pfau nach rechts gen Himmel getragen, Umschrift: C – O – NSECRA – TIO.

Antoninian nach 254 unter Valerianus I. und Gallienus in Rom geprägt. Verschleierte und drapierte Büste auf Mondsichel rechts, Umschrift: DIVAE MARINIANAE.

Rs.: Ein radschlagender Pfau,

Umschrift: CONSECRATIO.

Gallienus hatte noch einen Halbbruder, P. Licinius Cornelius Valerianus, der aus der zweiten Ehe von Valerianus I. mit Cornelia Gallonia stammte. Politisch spielte dieser aber keine große Rolle, obwohl er auch im Jahr 253 zum Caesar erhoben wurde. Allerdings ist er schon im Jahr 255 verstorben. Eine Reihe von Antoninianen gehört daher zu postumen Prägungen unter Valerianus I. und Gallienus.

Gallienus war mit Cornelia Salonina, einer Griechin aus Bithynien, schon etwa zehn Jahre vor seiner Erhebung zum Augustus verheiratet. Die Ehe mit der gebildeten und kulturell engagierten Cornelia Salonina war offenbar sehr glücklich. Sie begleitete Gallienus fast immer auf seinen Reisen und Feldzügen. Salonina gebar drei Söhne: Valerianus II., Saloninus und Marinianus.

Salonina wurde der Titel „Mater castrorum et senatus et patriae“ verliehen.

Sehr wahrscheinlich wurde sie zusammen mit ihrem Gatten 268 vor Mediolanum (Mailand) umgebracht.

Nachdem der älteste Sohn des Gallienus und der Salonina 258 in einem Militärlager in Pannonien verstorben war, wurde der jüngere Sohn, der um 242 geborene Publius Licinius Cornelius Saloninus Valerianus, kurz Saloninus, zum Caesar erhoben und an die Rhein-Grenze geschickt. Dort residierte er mit dem Praeceptor Silvanus in Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln).

Im Jahr 259 ernannte ihn sein Vater Galienus – wahrscheinlich um dessen Macht zu stärken und ihm mehr Respekt zu verschaffen – zum Augustus (Saloninus war erst 13 Jahre alt). Eine Bestätigung des Senats hatte Gallienus dazu nicht eingeholt.

Zum Konflikt zwischen Saloninus und Silvanus mit dem mächtigen Legionsführer Marcus Cassianius Latinius Postumus kam es, als die Legionen des Postumus im Spätsommer 260 mit Beute beladene fränkische Plünderer noch bevor sie über den Rhein fliehen konnten gestellt und ihnen die Beute abgenommen hatten. Diese offenbar recht umfangreiche Beute sollte daraufhin unter den Legionären aufgeteilt werden. Saloninus und Silvanus wollten die Beute jedoch zugunsten der Staatskasse einbehalten. Postumus wandte sich daraufhin gegen Saloninus und Silvanus und belagerte Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln), die Residenz von Saloninus und Sylvanus. Die Stadt wurde nach kurzer Belagerung eingenommen, und Postumus ließ Saloninus und Silvanus hinrichten. Die Legionen erhoben danach Postumus (gestorben 269) zum Augustus.

Postumus begründete das sogenannte Gallische Sonderreich (Imperium Galliarum), das die Provinzen Gallien, Hispanien, Germanien, Britannien und zeitweise auch Raetien umfaßte. Gallienus, der an der Donau-Grenze gebunden war, konnte nicht eingreifen.

Gallienus zusammen mit Valerianus

Unmittelbar nach dem Regierungsantritt seines Vaters erhob ihn dieser zum Augustus. Zuvor war Gallienus schon von Senat zum Caesar ausgerufen worden. Mit der Ausrufung durch den Senat, nicht dem Heer, sicherten sich Valerianus I. und Gallienus die Loyalität des Senats. Mit Erhebung seines Sohnes verfolgte Valerianus I. die Nachfolgesicherung und Festigung der eigenen Dynastie. Es gab aber einen wesentlichen Unterschied zu früheren Nachfolgeregelungen, bei denen ein Hierarchieverhältnis bestand. Valerianus I. und Gallienus waren absolut gleichberechtigt und hatten gleiche Titel und Befugnisse, jeder hatte ein eigenes Territorium, wo der andere Kaiser nicht eingriff. Diese geografische und administrative Aufteilung resultierte aus der bedrohlichen Lage des Römischen Reiches. Am Rhein und an der oberen Donau bildeten rechtsrheinische Germanenstämme eine permanente Bedrohung. An der mittleren und unteren Donau unternahmen Goten, Carpen, Burgunder und Sarmaten Raubzüge in die römischen Provinzen. Im Osten stellten die Perser unter ihrem Herrscher Schapur eine immer größere Gefahr dar.

Durch die Herrschaftsaufteilung wurde die Präsenz des neuen Kaiserhauses in den Krisenregionen des Reiches deutlich verstärkt. Jeder der Kaiser konnte rascher auf feindliche Überfälle an den Grenzen reagieren.

In der Münzprägung wurde mit Münzumschriften die Eintracht von Vater und Sohn (CONCORDIA AVGG) oder mit dem Heer (CONCORDIA EXERCITUS, CONCORDIA MILITUM oder FIDES MILITVM) hervorgehoben.

Umschriften, wie LIBERALITAS AVGG und VIRTVS AVGG, betonten die Tugenden der Kaiser, während Münzumschriften, wie SALVS AVGG, PAX AVGG, VICTORIA AVGG und CONSERVATORES AVGG, eine Besserung der Lage des Reiches, militärische Erfolge unter dem Beistand der Götter vermittelten.

Nachdem Valerianus I. nach Osten abgezogen war, galten die ersten militärischen Maßnahmen des Gallienus der Sicherung des mittleren Donau-Raums gegen germanische Angreifer. Schon im Jahr 254 konnte er einen ersten Sieg verbuchen, der auch auf den Münzen seinen Ausdruck gefunden hat. Er nahm den Titel Germanicus an und auf den Münzen wurde sein Erfolg mit der Umschrift VICTORIA GERMANICA gefeiert.

Bei dem einen Sieg blieb es nicht, wie durch die Münzumschriften GERMANICUS MAX(IMUS), GERMANICUS MAX(IMUS) TER und VICTORIA II GERM(ANICA) verdeutlichen. Sehr wahrscheinlich wurden diese Erfolge gegen den Stamm der Markomannen errungen, die wie auch die Goten in jenem Jahr in Reichsgebiet engefallen waren. Um die Grenze dauerhaft zu stabilisieren, wurde den Markomannen unter König Attalus die Ansiedlung auf römischem Gebiet gestattet.

Im Herbst 256 kamen sowohl Gallienus als auch sein Vater Valerianus I. nach Rom. Dort wurde dann auch der älteste Sohn des Gallienus zum Caesar erhoben. Ihm wurde – unter der Aufsicht des Ingenuus – die Grenzverteidigung in Pannonien und Moesien übertragen.

Gallienus mußte an den Rhein ziehen, weil sich dort und an der oberen Donau die Raubzüge germanischer Stämme häuften. Germanische Einheiten überwanden die römischen Grenzbefestigungen und drangen plündernd ins Reichsinner vor. Dabei zerstörten sie die rechtsrheinischen römischen Klientelstaaten der Tubanten, Usipeten, Chasuarier und Tencterer.

Alemannische Verbände durchbrachen den obergermanisch-raetischen Limes drangen über das Allgäu in die West-Schweiz und nach Nord-Italien vor. Dabei eroberten und plünderten sie Aventicum (Avenches). Verbände der Juthungen fielen ebenfalls in Oberitalien ein, bedrohten Ravenna und sogar Rom.

Angesichts der germanischen Bedrohung hatte Kaiser Gallienus 258/59 Mediolanum (Mailand) als militärischen Hauptstützpunkt ausgebaut und befestigt. Dort konzentrierte Gallienus auch die neugeschaffenen beweglichen Reiterverbände seiner Schlachtenkavallerie. Dazu war natürlich viel Geld nötig und so wurde in Mediolanum auch eine Münzstätte eingerichtet. Bei Mediolanum konnte Gallienus im Jahr 260 dann auch die alemannischen Einheiten schlagen. Die Ju­thungen schafften jedoch beutebeladen und mit tausenden Gefangenen den Rückmarsch über die Alpen nach Germanien. Bei Augusta Vindelicum (Augsburg), der Hauptstadt der römischen Provinz Raetia, wurden sie jedoch von einem Heer des Statthalters von Raetien, M. Simplicinius Genialis, gestellt und aufgerieben.

Im Sommer 260 hatte auch der Militärbefehlshaber M. Cassianius Latinius Postumus einen Trupp Germanen mit ihrer Beute abgefangen und vernichtet (siehe oben).

Die römischen Erfolge über die Germanen spiegelte sich auch in der Münzprägung mit Rückseiten-Umschriften, wie GERMANICVS MAX(IMUS) und RESTIT(VTOR) GALLIAR(VM), wider.

Gallienus als alleiniger Kaiser

Das Jahr 260 war für Gallienus ein sehr bedrohliches, nicht nur durch das germanische Eindringen auf Reichsgebiet (die Franken stießen sogar bis zu den Pyrenäen vor), sondern auch infolge der Nachricht von der Gefangennahme seines Vaters durch den Perser-König Schapur. Das löste ein politisches Chaos aus. Die Führer der Grenzlegionen usurpierten zum Teil die Kaiserwürde. An der mittleren Donau war der Legionsführer Ingenuus noch von Valerianus I. zum Schutz der Grenze eingesetzt worden. Nach der Gefangennahme des Valerianus riefen ihn seine Legionen zum Kaiser aus. Gallienus mußte daher gegen ihn aus Nord-Italien an die Donau ziehen. Er konnte sich dabei auf die Schlachtenkavallerie unter den Befehl des Aureolos stützen. Im Herbst 260 wurden die Legionen des Ingenuus bei Mursa in Pannonien besiegt und Ingenuus von seiner Leibwache erschlagen.

Im Osten organisierte Macrianus Maior, der als procurator arcae et praepositus annonae die Kontrolle über den Staatsschatz von Valerianus I. hatte, die Abwehr der Perser. Er sandte den Prätorianerpräfekten Ballista (Callistus) mit einer Flotte nach Kleinasien. Dort besiegte Ballista die Perser (Sasaniden) bei Sebaste und Corycus und entsetzte das belagerte Pompeiupolis. Außerdem brachte er den Harem Schapurs in seine Gewalt. Macrianus Maior konnte aufgrund einer teilweisen Lähmung nicht persönlich die Kaiserwürde annehmen, sorgte aber dafür, daß seine beiden Söhne T. Fulvius Iunius Macrianus Iunior und sein jüngerer Bruder T. Fulvius Iunius Quietus zu Augusti erhoben und im ganzen Osten einschließlich Ägyptens anerkannt wurden.

Die beiden Macriani (Quietus blieb im Osten) zogen im Frühjahr 261 nach Westen, um Gallienus zu besiegen. In der Entscheidungsschlacht bei Serdica gab wiederum die Schlachtenkavallerie des Aureolus den Ausschlag. Ein Großteil der Legionäre der Macriani lief über, beide Macriani wurden getötet. Gegen Quietus zog auf Befehl des Gallienus der Konsular Odaenathus von Palmyra ins Feld, der von Gallienus schon 260 zum Dux Romanorum ernannt worden war Die Truppen des Quietus wurden vor Emesa besiegt und Quietus von den Bürgern der Stadt erschlagen.

Nach diesem Erfolg erhielt Odaenathus den Titel eines corrector totius orientis und vereinigte damit im Osten sowohl die militärische als auch zivile Gewalt. Auch gegen die Perser zog Odaenathus erfolgreich ins Feld und vertrieb sie aus Mesopotamien. Die Hauptstadt Ktesiphon konnte er aber nicht einnehmen. Nach diesen Erfolgen des Odaenatus (er legte sich den persischen Titel Rex regum zu) nahm Gallienus 263 den Titel eines Persicus Maximus an. Obwohl das in der Historia Augusta scharf verurteilt wird, war Gallienus dazu durchaus berechtigt.

Eine weitere Usurpation gab es nach dem Ende des Ingenuus an der mittleren Donau. Der senatorische Statthalter (Legat) der Provinz Pannonia superior, P. Cassius Regalianus, sammelte in der zweiten Hälfte des Jahres 260 die Reste der pannonischen und moesischen Ingenuus-Legionäre. Von den Legionären wurde Regalianus dann wahrscheinlich in Carnuntum (Deutsch-Altenburg bei Hainburg) zum Augustus erhoben. Dort befand sich – wie seine nur dort gefundenen Münzen belegen – das Machtzentrum des Regalianus. Bei den Münzen handelt es sich ausschließlich um grob geschnittene und geprägte Antoniniane, die auf Antoniniane des Septimius Severus bis Maximinus Thrax überprägt wurden.

Ebenfalls nur bei Carnunutum gefundene Antoniniane zeigen Sulpicia Dryantilla, die Gattin des Regalianus. Sie ist lediglich durch diese Antoniniane bekannt. Andere Quellen über sie gibt es nicht.

Regalianus gelang es noch, einen Einfall, der Sarmaten über die Donau zurückzuschlagen. In den Kämpfen mit den Legionen des Gallienus im letzten Viertel des Jahres 260 kam er dann aber ums Leben.

Die innere Lage des römischen Reichs war danach stabilisiert. Im Jahr 262 feierte Gallienus in Rom seine Decennalien zum zehnjährigen Regierungsjubiläum mit einem prächtigen Festumzug, über den die Historia Augusta umfassend berichtet. Allerdings wird diese Schilderung stark angezweifelt.

Im Sommer 264 konnte es sich Gallienus aufgrund der nunmehrigen stabilen Lage des Reiches leisten, zu einer „Bildungsreise“ nach Griechenland aufzubrechen. Als einziger Kaiser des 3. Jahrhunderts besuchte Gallienus Athen und wurde in die Eleusinischen Mysterien eingeweiht.

Im Jahr 265 kehrte Gallienus nach Rom zurück und bereitete den Kampf gegen Postumus und das Gallische Sonderreich vor. Immerhin war Postumus der Mörder seines Sohnes Saloninus. Gallienus und sein General Aureolus konnten Postumus besiegen, der daraufhin in einer nicht bekannten Stadt in Gallien eingeschlossen wurde. Allerdings wurde die Belagerung ergebnislos abgebrochen, weil Gallienus durch einen Bogenschützen verwundet wurde.

Im Jahr 267 „brannte“ (kann man auch wörtlich nehmen) es im Schwarzmeer-Raum, weil Ostgermanen in das Reich eingefallen waren. Sie zogen sich aber bald wieder auf Schiffen zurück, erlitten dabei durch eine römische Flotte Verluste. Kurz danach, noch 267, drangen die Heruler mit 500 Schiffen aus dem Asowschen Meer über das Schwarze Meer zum Bosporus vor und eroberten Byzanz und Chrysopolis. Obwohl sie von einer römischen Flotte vertrieben wurden, stießen sie anschließend in die Propontis und die Ägäis vor. Sie landeten in Attika und eroberten und zerstörten Athen, Korinth, Sparta und Argos. Nachdem ihnen Dexippus mit einer Miliztruppe eine Niederlage beibringen konnte, zogen sie nach Norden ab und verwüsteten Epirus, Macedonia und Thracia. Gallienus war gezwungen, alle Angriffe auf Postumus einzustellen und mit dem Heer nach dem Balkan zu ziehen. Dort konnte er die Heruler am Fluß Nestus besiegen.

Kurz danach erhielt Gallienus aber die Nachricht vom Abfall seines Reitergenerals Aureolus, der sich im Frühjahr 268 auf die Seite des Postumus stellte. Er zog aus Raetien ab und besetzte Mediolanum. Dort ließ er sogar vom Februar bis April/Mai 268 Münzen im Namen des Postumus prägen. Allerdings erhielt er von Postumus beim Anmarsch von Gallienus keinerlei Unterstützung, Postumus blieb am Rhein.

Im Sommer 268 kam es zur Schlacht zwischen den Truppen des Gallienus und Aureolus an der Adda. Gallienus siegte und Aureolus flüchtete mit den Resten seiner Truppen in die Stadt Mediolanum.

Aurelos ließ sich wahrscheinlich im belagerten Mediolanum zum Kaiser ausrufen, gesichert ist das aber nicht. Münzen des Aureolus in seinem Namen sind nicht bekannt.

Während der Belagerung von Mediolanum kam es zu einem Komplott hoher Offiziere zur Ermordung von Kaiser Gallienus und seiner Frau Salonina. Die Führer des Komplotts waren der Prätorianerpräfekt Heraclianus, der Reitergeneral Claudius (der nachfolgende Kaiser Claudius Gothicus) und der dux dalmatarum Aurelianus, der nach dem Pest-Tod des Claudius Gothicus Kaiser wurde. Aurelianus war wahrscheinlich auch der Mörder.

Im selben Jahr 268 wurde auch der Usurpator Postumus von eigenen Offizieren ermordet, weil er sich weigerte, die Stadt Mogontiacum (Mainz) zur Plünderung frei zu geben.

Die Gründe für die Verschwörung sollen vor allem in den militärischen Plänen des Gallienus gelegen haben. Der wollte einen großangelegten Kriegszug nach Palmyra unternehmen, um Zenobia, die Witwe des Odaenathus, zu unterwerfen, die zu selbständig geworden war. Claudius, der in Illyrien geboren wurde, und Aurelianus, mit dem Geburtsort Sirmium ebenfalls im Donau-Raum, wollten dagegen die Donau-Grenze gegen die Germanen sichern. In dem Orient-Feldzug des Gallienus sahen sie wohl eine Vergeudung militärischer Ressourcen.

Die Münzen des Gallienus

In der 15-jährigen Regierungszeit des Gallienus hat es eine Fülle von Münzmotiven, vor allem auf den mit Abstand am häufigsten ausgebrachten Antoninianen gegeben, die allerdings im Gehalt immer schlechter wurden und zu Kupfermünzen absanken. Bronzemünzen (As, Dupondius und Sesterz) sind demgegenüber weit weniger häufig ausgebracht worden. Ihre Form ist unregelmäßig, nicht selten eckig. Von Silbermünzen (Qinare und Denare) verzeichnet Kankelfitz nur je einen einzigen Typ. Bei den Goldmünzen schwanken die Gewichte zum Teil erheblich, beim leichten Aureus z. B. zwischen 0,8 und 3,1 g, beim schweren Aureus zwischen 4,6 und 6,7 g. Sie mußten daher bei Zahlungen zugewogen werden.

Vor allem in den letzten Regierungsjahren des Gallienus wird mit den Münzmotiven eine göttliche Überhöhung seiner Regierung demonstriert. Auf einer 267/68 ausgegebenen Serie von Antoninianen werden alle Götter des römischen Pantheons als Schutzgottheiten (Conservatores Augusti) Roms propagiert. Die Rückseiten der Prägungen zeigen zur Umschrift CONS AVG den jeweilgen Göttername und das Begleittier des Gottes:

– Sol mit geflügeltem Pferd oder Stier

– Iuppiter mit Ziege

– Apollo mit Greif oder Kentaur

– Diana mit Antilope/Gazelle, Reh, Eber oder Hirsch

– Iuno mit Capreolus

– Neptun mit Capricorn oder Seepferdchen (Hippocamp)

– Liber pater mit Panther

– Mercurius mit Seepferd

– Hercules mit Löwe oder Eber

Eine weitere Besonderheit der Münzprägung des Gallienus ist die Serie der Le­gionsantoniniane. Auf ihnen werden konkret einzelne Legionen mit ihren „Maskottchen“ benannt und ihre Treue zum Kaiser betont. Diese Legionsantoniniane dienten wahrscheinlich zur Besoldung der um Mediolanum konzentrierten Schlachtenkavallerie, die Gallienus im Rahmen seiner Heeresreform aus Abteilungen verschiedener Legionen gebildet hatte.

bottom of page