Vom 13. bis 15. Mai 2024 führt die Heidelberger Münzhandlung ihre 88. Auktion durch. Mit dabei sind einige der seltensten modernen Prägungen Chinas, darunter die Münze 100 Yuan „Löwentanz“ von 1995. Geprägt werden sollten 1.000 Stück. Entstanden sind nur 138.
In den 1990er Jahren war der Münzenmarkt auf einem Tiefpunkt. Nach der Hochpreisära des Silberbooms sank nicht nur der Edelmetallpreis, sondern auch die Nachfrage nach Münzen drastisch. Dies lag an den hohen Verlusten, mit denen vor allem Sammler zeitgenössischer Prägungen konfrontiert waren: Während klassische Münzen weiterhin gehandelt wurde, gab es in den 1990er Jahren für moderne Münzen – selbst für die seltensten Prägungen – keinen Markt. Wer also seine in den 1970er oder 1980er Jahren erworbenen Münzen verkaufen wollte, verlor gleich dreifach: Einmal am stark gesunkenen Metallwert, dann am Aufpreis der Münzstätte und drittens an der Gewinnspanne der Verkäufer.
Die Medien thematisierten die drastischen Verluste und das färbte auf die Verkäufe von zeitgenössischen, von den Münzstätten neu ausgegebenen Gedenkmünzen ab. Sie brachen dramatisch ein. Am meisten litten die Staaten, die über keinen inländischen Markt verfügten. Prominente Beispiele waren damals Russland und China.
China hatte in den 1980er Jahren über Direct Marketing Gesellschaften Gedenkmünzen mit gutem Gewinn vor allem an deutsche Kunden vertrieben. Der 1982 erstmals ausgegebene Panda entwickelte sich zu einem Renner. Doch in der ersten Hälfte der 1990er Jahren brach dieses Geschäft zusammen. Von den geplanten Auflagen konnte nur ein Bruchteil realisiert werden. Betroffen waren vor allem die Goldmünzen.
Wer diese Stücke damals trotzdem kaufte, darf sich heute über einen immensen Wertzuwachs freuen. Denn einige der 1993 bis 1995 ausgegebenen Münzen zählen zu den seltensten chinesischen Münzen der Neuzeit. Bei der Heidelberger Münzhandlung wird eine kleine Partie Prägungen dieser Epoche angeboten. Eine davon stellen wir Ihnen vor: Eine 100 Yuan-Münze, die den chinesischen Löwentanz thematisiert.
Der nördliche Löwentanz im Yunnan Museum für Literatur und Kunst. Foto: cc-by-2.0 David Standley.
Der nördliche Löwentanz
Das Thema dieser Gedenkmünze war eigentlich gut gewählt, denn der Löwentanz ist zentral für die chinesische Identität. Es handelt sich um eine glücksbringende Zeremonie, die zur chinesischen Neujahrsfeier, aber auch zu Hochzeiten, der Neueröffnung eines Geschäfts oder einem wichtigen Staatsbesuch gehört.
Auch im Westen war der Löwentanz sehr populär, und zwar besonders bei denen, die sich für die damals so beliebten Kung-Fu-Filme begeisterten. Der Löwentanz erinnert den westlichen Betrachter nämlich eher an Akrobatik und wird wegen der perfekten Körperbeherrschung, die für seine Ausübung notwendig ist, gerne von Adepten der Kampfkunst vorgeführt.
So war es Jet Li, der ihn mit gerade mal 19 Jahren in seiner nördlichen Prägung – genau wie er auf der Münze dargestellt ist – im Westen bekannt machte. Der Löwentanz war nämlich ein wichtiges Element in seinem 1982 veröffentlichten Film „Meister der Shaolin“. Die Szenen stießen auf solche Begeisterung, dass jede der zahlreichen Sequels der Shaolin-Saga einen Löwentanz enthielten.
Eifrige Kinogänger hätten auf der Münze also sofort die Teilnehmer des typisch nördlichen Löwentanzes identifizieren können: Da ist zunächst der unmaskierte Akrobat, der in der Hand ein sphärisches, mit Bändern verziertes Objekt, schwenkt. Namensgebend ist das große Löwenpaar – männlich und weiblich – das jeweils von zwei Personen gespielt wird. Um jeden Löwen glaubwürdig seine Balancekunststücke auf einer Kugel vorführen zu lassen, ist eine immense Koordination und Körperbeherrschung notwendig. Zusätzlich gibt es noch eine beliebige Anzahl kleiner Löwen, die von einer einzigen Person gespielt werden. Auf der Münze ist nur einer davon wiedergegeben.
China. 100 Yuan 1995 „Löwentanz“. Nur 138 Stück der geplanten 1.000 geprägt. Äußerst selten. Beschädigtes Zertifikat. Polierte Platte. Taxe: 5.000 Euro. Aus Auktion Heidelberger Münzhandlung 88 (13.-15.5.2024), Nr. 1057.
138 Stück statt der geplanten 1.000 Stück geprägt
Trotz des sehr populären Themas fand die Goldmünze „Löwentanz“ mit ihrem Nennwert von 100 Yuan und ihrem Gewicht von einer Unze Gold (.999) kaum Interesse bei den westlichen Vertragspartnern der chinesischen Münzstätten. Vorgesehen war eine Auflage von 1.000 Stück – schon das ist eine sehr kleine Zahl. Doch auf Grund der mangelnden Nachfrage wurden nur 138 Stück dieses Motivs geprägt.
Heute demonstriert diese Münze, dass auch der Kauf einer zeitgenössischen Gedenkmünze eine gute und einträgliche Investition sein kann. Jedenfalls solange man sich azyklisch verhält und die Zeit hat, so lange zu warten, bis ein Sammlermarkt für solche Prägungen entsteht.
Hier finden Sie den Link zur Münze.
Hier kommen Sie zu allen Münzen aus der Auktion der Heidelberger Münzhandlung.
China. Lot von 5 x 50 Yuan 1993 „Erfindungen und Entdeckungen des Altertums“ mit Abakus. Nur ca. 402 der geplanten 1.200 Sets hergestellt. Äußerst selten. Im Originaletui. Polierte Platte. Taxe: 7.000 Euro. Aus Auktion Heidelberger Münzhandlung 88 (13.-15.5.2024), Nr. 1050.
Nicht ganz so selten, aber fast ist ein Set mit 5 Münzen zu 50 Yuan von 1993, dessen Thema „Erfindungen und Entdeckungen des Altertums“ heißt. Von den 1.200 eigentlich geplanten Sets wurden nur 402 hergestellt.
Hier kommen Sie zu dieser Rarität in der Auktion.
Und wenn Sie selbst sehen wollen, wie Jet Li den nördlichen Löwentanz aufführt, dann klicken Sie auf diesen Youtube Link.
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